5. Kompass zur Orientierung im Nebel der Corona-Informationen und -Strategien

von

Teil I: Kinder
Kompass für Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen und Politiker

© Alexandra Koch/Pixabay

 

Willkommen zu meinem Kompass für eine Orientierung in dieser unsicheren und unklaren Zeit der Corona-Pandemie, in der viel Angst herrscht und eine Gefahreneinschätzung im Nebel vieler sich widersprechender Meinungen schwierig ist. Heute ist der 18. 12. 2021.

Mein Name ist Manfred Nelting, ich bin Allgemeinarzt und Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Meine Frau und ich haben die Gezeiten Haus Kliniken für Psychosomatik und Traditionelle Chinesische Medizin mit Akademie begründet. Wir haben neben der akuten Allgemeinpsychosomatik u.a. eine große traumatherapeutische Klinik, eine Kinder- und Jugend-Psychiatrie und -Psychosomatik, eine geriatrische Abteilung und behandeln als einen weiteren Schwerpunkt auch Folgen der Corona-Pandemie wie psychosomatische Lockdown-Folgen und Long Covid-Symptomatik.

Unsere drei erwachsenen Kinder sind mit ins Unternehmen eingestiegen und wir haben 4 Enkelinnen im Schul- und Kindergartenalter. Nun haben Sie einen ersten Eindruck, wer wir sind.

Die Bedeutung des Kompass

Ein Kompass ist hilfreich in unwegsamem und unbekanntem Terrain sowie auf hoher See. Er zeigt den Norden an, dies kann man zur klaren Orientierung auf dem weiteren Weg nutzen.

Gibt es in der Pandemie ähnlich hilfreiche Anhaltspunkte zur Orientierung wie die Nordposition beim Kompass? Ich meine ja und dies soll Gegenstand dieser Folge sein.

Ich werde mit Themen um die Kinder- und Jugendlichen beginnen (Kompass Teil I), danach auf die älteren Menschen schauen, schließlich auf die große Mehrheit der Erwachsenen von 18 bis 59 Jahren (Teil II). Teil II folgt nächstes Jahr, voraussichtlich im Februar 2022.

Wichtig ist, dass sogenannte Fakten und Informationen, in unterschiedliche Blickwinkel, Kontexte und Rahmen gesetzt, sich dann in unterschiedlicher Bedeutung zeigen und wir dabei schauen müssen, was für die Orientierung gute Stabilität und Klarheit hat, auch wenn es die absolute Wahrheit nicht gibt und Analysen auch immer eine subjektive Seite beinhalten.

Und wissenschaftliche Erkenntnisse entwickeln sich ständig weiter, d.h. auch, dass wir zum heutigen Zeitpunkt auch einiges nicht wissen können. Dann müssen wir auch sagen, dass wir das noch nicht wissen und Prognosen natürlich immer mit Unsicherheiten behaftet sind.

Hier schon einmal 2 Aussagen, die sich im Weiteren als klar begründet zeigen werden:       

  1. SARS-CoV-2 kann gefährlich werden für ältere Menschen, besonders mit Vorerkrankungen, allgemein für Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem, das gilt selten auch für Kinder mit Vorerkrankungen
  2. Kinder sind nach übereinstimmender internationaler Studienlage keine Pandemietreiber

Kinder

Beginnen wir mit den Kindern. Es sind jetzt aktuell Impfungen für Kinder ab 5 Jahre zugelassen, an der sich schon die Geister scheiden.

Es wird allgemein gesagt, dass sich die Kinder anstecken, die Viren weiter verteilen können und grundsätzlich selbst gefährdet sind, schwer zu erkranken und zu sterben, wenn auch in kleiner Zahl. Hierzu einige schon feststehende Informationen, die folgenden Zahlen betreffen Deutschland.

(Quellen: Robert-Koch-Institut (RKI), Statistisches Bundesamt, Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Ständige Impfkommission (STIKO), nationale und internationale Studien, eigene Expertise).

Vorweg:

Kinder haben bei Corona-Infektionen sehr selten schwere Verläufe, kindliche Sterbefälle sind dabei die absolute Ausnahme:

Von den ca. 100.000 Sterbefällen, bei denen das Vorhandensein des Corona-Virus nachgewiesen worden ist, entfallen in den 22 Monaten dieser Pandemie 18 Kinder auf Kinder bis 10 Jahren, weitere 17 Jugendliche und junge Erwachsene bis 20 Jahren. Bis auf wenige Ausnahmen hatten diese Kinder schwere für den Verlauf bedeutsame Vorerkrankungen.  Für die wenigen Ausnahmen (6 Fälle, soweit mir bekannt) weiß man noch keinen eindeutigen Grund, es werden von Wissenschaftlern unterschiedliche genetische Voraussetzungen angedacht. Ob diese Sterbefälle durch eine Impfung hätte vermieden werden können, weiß man noch nicht.

Von den knapp 9 Millionen Kindern bis 11 Jahre einschließlich ist seit Beginn der Pandemie bei etwa 150.000 der 0-4-Jährigen eine Corona-Infektion durch PCR-Test registriert worden, bei 5-11- Jährigen etwa 400.000. Die große Mehrzahl davon war ohne Symptome. Insgesamt dürfte die Zahl höher sein, da zu Beginn der Pandemie nur symptomatische Erkrankungen zum Test kamen. Seit diesem Jahr sind die Zahlen aber recht zuverlässig, da in Kitas, Kindergärten und Grundschulen regelmäßig Tests stattfinden.

Von den knapp 14 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind etwa 2000 Kinder in den 22 Monaten wegen einer schwereren Symptomatik bei positivem Corona-Test ins Krankenhaus aufgenommen worden, knapp die Hälfte war unter 2 Jahre. Etwa 100 Kinder mussten auf die Intensivstation und 32 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sind gestorben, fast alle mit lebensschwächenden Vorerkrankungen.

Knapp 500 Fälle mit PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) , einer seltenen durch das Corona-Virus angestoßenen ungezügelten Immunüberreaktion mit Beginn etwa 2-6 Wochen nach Infektion, sind bei den genannten 2000 Kindern enthalten. Die Infektion war in den meisten Fällen erst einmal symptomfrei oder milde verlaufen. PIMS ist eine gut behandelbare und gutartige Überreaktion des Immunsystems, die nach derzeitigem Wissenstand fast immer vollständig ausheilt; sehr seltene Folgen waren am häufigsten Herz-Kreislauf-Probleme. Für die Kinder, die das durchmachen mussten, und ihre Eltern bleibt das natürlich eine schlimme Erfahrung, aber glücklicherweise regelhaft mit einem guten Ende.

Ca. 1500 Kinder in der Altersgruppe von 0-11 Jahren mit schwereren Verläufen bei mindestens 550.000 nachgewiesenen Corona-Infektionen bedeutet, dass mehr als 99% der Kinder die Corona-Infektion mit ihrem angeborenen Immunsystem ohne Symptome, also unbemerkt, oder mit nur milden Symptomen abwehren konnten.

Bei den Sterbefällen von Kindern mit positivem PCR-Test gibt es zudem deutliche Hinweise in den wissenschaftlichen Untersuchungen, dass vermutlich 40% an ihren Grunderkrankungen gestorben sind und nicht an der Corona-Infektion und 60% an der Corona-Virus-Infektion auf dem Boden ihrer Grunderkrankung.

Umgerechnet auf die Altersgruppe von 5-11 Jahren, für die jetzt die Impfung zugelassen wird, sind es bei 400.000 nachgewiesenen Infektions-Fällen mit dem Corona-Virus etwa 500 schwerere Verläufe mit Krankenhausbehandlung und 8 Kinder, die konkret an der Corona-Infektion gestorben sind bei lebensschwächenden Vorerkrankungen. Das sind 2 Kinder auf 100.000 Kinder mit nachgewiesener Corona-Infektion.

Schauen wir uns an, wie das Immunsystem kleiner Kinder so wirksam arbeiten kann, insbesondere Viren kennenlernt und mit ihnen umgeht.

Das angeborene Immunsystem

In der Stillzeit bekommt ein Säugling Immunschutz vor allem durch die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper der Mutter. Wenn die Mutter gesund ist, ist der Schutz recht umfassend. Bei Kaiserschnitt-Kindern ist zusätzlich darauf zu achten, dass sie möglichst schon im Krankenhaus mit der Vaginalflora der Mutter in Kontakt kommen für den Aufbau einer guten Darmflora.

Schon in der Stillzeit beginnt für das kleine Kind die verstärkte Eigenarbeit des Immunsystems mit angeborenen Immunitäts-Faktoren. Die sind überragend in ihren Fähigkeiten. Gelangen Viren in Kontakt mit der Nasen- oder Rachenschleimhaut fangen vorhandene Monozyten und sogenannte Fresszellen, und natürliche Killerzellen sofort mit der Vernichtung der Fremdkörper an. T-Lymphozyten schütten sogenannte Interleukine und insbesondere Interferone aus. Von Plasmazellen (B-Lymphozyten) ausgeschüttete gegen Virusbestandteile wirksame Immunglobulin-A-Antikörper sind sowieso schon vor Ort. Alle diese Zellen und Immunstoffe wirken zusammen und erreichen, dass die Viren rasch zerstört und eliminiert werden. Dies ist schon in den ersten Stunden wirksam und in 48 Stunden weitgehend abgeschlossen.

Dies ist der Hauptgrund, dass Kinder weniger ansteckend sind, im Grunde nur kurze Zeit nach ihrer eigenen Ansteckung, und sie können kaum zum Superspreader werden, weil das Virus zur Vermehrung in intakte Körperzellen gelangen muss. Die Viren können aber bei Kindern schwerer in Körperzellen gelangen, denn die sogenannten Andockstellen für Corona-Viren, die sogenannten ACE2-Rezeptoren, bilden sich in Zahl und Funktion erst langsam aus und sind erst mit etwa 10 Jahren beim Kind ausgereift.

Parallel dazu wird dieser Viruskontakt im T-Zellsystem als spezifische Erinnerung behalten und dann kann im späteren erneuten Kontakt die Vernichtung und Elimination des speziellen Virus noch präziser stattfinden. Einige Tage oder Wochen werden nach Infektion noch spezifische Immunglobulin-G-Antikörper ausgeschüttet als weiterer Schutzwall, die bei erneutem Kontakt schon für sich diese Viren rasch neutralisieren können.

Ein weiterer wirksamer Immunitäts-Mechanismus ist die sogenannte Kreuz-Immunität. Dabei entstehen durch andere Corona-Erkältungsviren Antikörper und Gedächtniszellen, die nicht nur gegen die Spike-Proteine gebildet wurden, sondern auch auf Bestandteile des Virus, die sich bei allen Corona-Viren finden, wenig unterschiedlich und sehr stabil sind, also praktisch nicht mutieren, z.B. spezifische Nucleocapsid-Proteine und insbesondere Antikörper gegen die sogenannte RNA-Polymerase, die das Virus zur Vermehrung braucht. Die RNA-Polymerase ist bei allen Corona-Viren vorhanden, darum wirkt das dann auch auf SARS-CoV-2-Viren.

Die direkt erworbene Immunität gilt trotzdem als stärker als die Kreuz-Immunität aufgrund der noch präziser auf das Virus abgestimmten Antikörper. Aber die Kreuz-Immunität reicht vermutlich bei vielen Menschen, insbesondere Kindern, offensichtlich schon aus, um das Virus zu neutralisieren, auch wenn man es vorher noch nicht gekannt hat.

Das Immunsystem der Kinder ist also sehr effizient und kraftvoll aufgebaut und kommt auch mit der ansteckenderen Delta-Variante klar. Die Kinder sind insofern keine Pandemietreiber, stecken andere viel weniger als die Erwachsenen an und überfordern nicht das Gesundheitssystem. Das Thema Omikron bespreche ich gleich noch.

Die PCR-Tests

Bei den regelmäßigen Testungen in Grund-Schulen und Kindergärten fallen Kinder aber ggf. als positive Fälle auf, man sagt sie seien Inzidenz-Zahl-Treiber, aber eben keine Pandemietreiber. Es ist insofern sinnvoll und empfehlenswert sie aus der Quote der Ungeimpften herauszurechnen, weil sonst die Gefahr der Pandemie sich unrichtig erhöht zeigt.

PCR-Tests zeigen nicht nur eine Infektion an, sondern ggf. auch eine Vermehrungsfähigkeit der Viren, also eine Infektiosität der untersuchten Person, wenn der beim PCR-Test sogenannte ct-Wert unter 25 ist. Da die PCR-Tests in Deutschland eine Infektiosität bis zu einem ct-Wert von 30 festgelegt haben, gibt es wissenschaftliche Kritik daran.

Internationale und nationale Studien legen nahe, dass oberhalb von einem ct-Wert von 25 ein PCR-Test keine vermehrungsfähigen Viren anzeigt, sondern nur noch Teile des Virus im Abbauprozess. Danach dürfte der PCR-Test auch bei Kindern zu oft eine Infektiosität anzeigen, die dann unnötige Quarantänen mit Unterrichtsunterbrechungen nach sich zieht. Andererseits hat man mit dem erweiterten ct-Bereich auf 30 einen gewissen Sicherheitsbereich eingebaut, der sicherlich auch seine Rechtfertigung darin finden kann, dass die PCR-Tests international noch gar nicht standardisiert sind. Solche Standards werden aktuell von der WHO gefordert.

Leider wird der ct-Wert von den Laboren nicht immer mitkommuniziert, sondern nur das Ergebnis ‚positiv‘ oder ‚negativ‘ mitgeteilt.

Die Schließung von Kitas, Kindergärten und Grundschulen ist also medizinisch und epidemiologisch nicht begründet, dies gilt, wie wir noch sehen werden auch für die Schüler ab 12 Jahre. Es ist aber mittlerweile klar erwiesen, dass Kinder psychosozial sehr gefährdet sind durch Schulschließungen und andere Lockdown-Folgen, so dass Schulschließungen zukünftig nicht mehr stattfinden dürfen.

Warum bringt man nun bei einer solch wirksamen kindlichen Immunabwehr eine Impfung gegen SARS-CoV-2 ins Spiel? Das wollen wir uns nun genauer anschauen. Das Thema von Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen bespreche ich nach den Informationen zur Altersgruppe der 12-16-Jährigen.

Zur Impfung bei Kindern

Die Hypothese:

Die acht genannten Sterbefälle bei Kindern in der Altersgruppe der 5-11-Jährigen in diesen 21 Monaten hätte man möglicherweise in dieser Altersgruppe mit einer Impfung verhindern können, ggf. ebenso die etwa 200 PIMS-Erkrankungen der 5-11-Jährigen und weitere 300 schwerere Verläufe.

Wenn man hypothetisch davon ausgeht, dass von den etwa 6 Millionen Kindern in dieser Altersklasse zweidrittel der Eltern ihre Kinder impfen lassen würden, dann müßten für den Nutzen dieser Impfung für die Kinder diese 4 Millionen Impfungen weniger Todesfälle und in weniger als 500 Fällen Impf-Nebenwirkungen bzw. -Erkrankungen zeigen, das müssten also rechnerisch weniger als 12 Fälle von ernsten Impfreaktionen auf 100.000 geimpfte Kinder sein. Denn es werden ja in aller Regel gesunde Kinder geimpft, da muss man einen eindeutigen Nutzen nachweisen.

Die Impfstudie zur Zulassung von Biontech/Pfizer bei 5-11-jährigen Kindern wurde mit einer Dritteldosis der Erwachsenen-Dosis durchgeführt. Die Zahl der Kinder in dieser Studie waren 2268 Kinder, bei denen Zweidrittel mit dem Impfstoff, das andere Drittel mit Placebo geimpft wurden. Das ist eine sehr kleine Zahl an Studienteilnehmern, durch die seltene Nebenwirkungen der Impfung noch nicht sichtbar werden können bzw. müssen, die eben ggf. erst in einer Häufigkeit bei 10.000 oder 100.000 Probanden auffallen. Daher ist eine Nachbeobachtungszeit aller Impflinge von 2 Jahren festgelegt worden, um dies ggf. nachträglich zu erfassen.

Dies nachträglich durch eine hohe Zahl von Geimpften erfassbaren Nebenwirkungen sind allerdings nicht als Spätfolgen zu bezeichnen, sondern als Späterfassung von Nebenwirkungen, die denn auch in den ersten Wochen nach der Impfung, verstärkt nach der 2. Impfung auftreten.

Eine späte Erfassung der Häufigkeit von Impf-Nebenwirkungen bzw. -Folgen ist z.B. auch die mittlerweile festgestellte größere Häufigkeit von Sinusvenenthrombose bei Erwachsenen nach Impfung mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson in den USA, die nun dazu geführt hat, dass es eine staatliche Empfehlung in den USA gibt, für die Impfungen andere Impfstoffe vorzuziehen.

Über die Sorgen wegen Spät- oder Langzeitfolgen spreche ich gleich noch extra.

Die in der Studie geimpften Kinder zeigten eine gute Ausbildung neutralisierender Antikörper. Die Untersuchungen wurden an 90 verschiedenen Kliniken in USA, Finnland, Polen und Spanien durchgeführt, was allerdings noch Fragen zur Vergleichbarkeit der Wirksamkeits-Zahlen aufwirft.

Wir können aber davon ausgehen, dass Kinder in der Regel die Impfungen gut vertragen. Seltene Impfreaktionen werden wir beim Impfen in Deutschland erst nach einigen Monaten sehen, aber wie gesagt, dann als Nebenwirkung kurz nach der Impfung. Zahlen aus den USA, wo schon viele Kinder dieser Altersgruppe geimpft wurden, zeigen, dass es solche Reaktionen in seltener Zahl gibt, z.B. Herzmuskelentzündungen. Die gibt es allerdings selten auch bei der direkten Corona-Virus-Infektion, die sehr seltenen Fallzahlen sind in diesem Alter dabei ähnlich wie bei der Impfung, in einigen Studien geringfügig höher.

Allerdings sind die Zahlen aus den USA nicht eins zu eins zu übertragen, u.a. weil z.B. starkes Übergewicht bei Kindern in den USA viel häufiger gesehen wird als in Deutschland. Starkes Übergewicht gilt als Risikofaktor, quasi wie eine Vorerkrankung, im Falle einer Corona-Infektion.

Ein deutlicher Nutzen der Impfung gegenüber dem Risiko der sehr seltenen schwereren Infektionen zeigt sich angesichts der ebenfalls sehr selten aufgefallenen Impfnebenwirkungen hier noch nicht ab. Und die angeborene Immunität wird ja durch die Impfung nicht einfach abgeschaltet, sondern bekämpft die Viren weiterhin in starker Wirksamkeit, insofern kann man die Wirksamkeit der Virusbekämpfung bei Geimpften natürlich nicht allein der Impfung zuschreiben.

Zu erwähnen ist auch, dass verschiedene Impfungen das Aktivitätsniveau der angeborenen und adaptiven Immunität vielfach heben. Aber auch Dämpfungen des Reaktionsvermögens wurden beobachtet.

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht man, dass bei Geimpften das sehr geringe Risiko für Kinder, dabei insbesondere bei Kindern mit Vorerkrankungen, an SARS-CoV-2 schwer zu erkranken noch etwas gesenkt ist. Ernste Nebenwirkungen wurden vereinzelt aber erst in den Impfbegleitenden Studien mit hoher Zahl der Impflinge, wie in den USA, gesehen.

Kritische Stimmen weisen daraufhin, dass der Impfstoff, der für das Wildvirus entwickelt wurde, auch noch nicht an die Delta-Variante, geschweige denn an die Omikron-Variante, sollte sie sich durchsetzen, angepasst ist. Hierauf gehe ich gleich noch ein.

Da schon bekannt ist, dass die Omikron-Variante ebenfalls die ACE2-Rezeptoren besetzt, um in Zellen zu gelangen, würde diese Variante für die Kinder bis 10 Jahren bei einer Infektion vermutlich ebenfalls durch die angeborene Immunität bekämpft, da diese Virus-Variante aufgrund der geringen Zahl und Unreife an ACE2-Rezeptoren in diesem Alter sich ebenfalls schwer in Zellen vermehren kann.

Mit Blick auf die Omikron-Variante ist der Nutzen einer Kinder-Impfung mit BionTech, bei der es für die Dauer der Wirksamkeit und die mögliche ausgedehnte Antikörperwirkung auch gegen Omikron ja noch keine Informationen gibt, durchaus auch in Frage zu stellen, auch weil die angeborene Immunität bei Kindern eben hochaktiv und wirksam ist und sehr wahrscheinlich auch die Omikron-Variante erfasst.

Die Empfehlung der STIKO zum Impfen für diese Altersgruppe der 5-11-Jährigen besagt denn auch, dass sie die Impfung empfiehlt für die Kinder mit Vorerkrankungen, für Kinder, in deren Umfeld gefährdete Menschen leben bzw. Menschen, die nicht geimpft werden können, und auch auf Wunsch der Eltern nach Beratung durch ihre Kinderärzte.

Diese STIKO-Empfehlung halte ich für sehr klug, weil sie einen guten Boden für Toleranz abgibt. Denn bei der sehr geringen Zahl an schweren Verlaufsformen bei der Erkrankung im Kindesalter und der sehr geringen Anzahl der Impfnebenwirkungen gibt es im Grunde kaum ein richtig oder falsch. Die allermeisten Eltern werden ihre Entscheidung für oder gegen die Impfung also nicht bereuen müssen. Es bleibt in ihre Verantwortung gestellt, dies nimmt ihnen also niemand ab, wie es sich einige Eltern gewünscht hatten. Eltern, die ruhig abwarten wollen, wie sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Kinder-Impfung weiter herauskristallisieren, können hier nichts falsch machen.

Die neue Regierung hat sich allerdings bereits für die Impfung positioniert mit der Begründung, dass die Kinder viel auf sich genommen hätten in der Pandemie und es jetzt moralisch geboten sei, dass sie jetzt durch die Impfung ihre Freiheit wiederbekommen.

Diese Begründung verkennt, dass die Belastung der Kinder vielfach durch die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung entstanden waren, wobei man erst spät an die Auswirkungen für Kinder gedacht hat, und die Kinder ihren Bewegungs- und Begegnungsraum natürlich auch durch die Aufhebung solcher die Kinder betreffender Maßnahmen zurückbekommen können, also keine Schulschließungen, Offenbleiben von Jugendzentren, Sportmöglichkeiten, kirchlichen Jugendtreffs usw. Dies ist in hoher Verantwortung möglich, weil es erwiesen ist, dass Kinder keine Pandemietreiber sind.

Ich gehe davon aus, dass die Regierung in absehbarer Zeit ihre Position relativieren wird, wenn deutlich wird, dass eine hohe Impfquote der über 60-Jährigen die überragende Rolle spielt im Pandemiegeschehen, nicht die Inzidenzen und nicht die Impfquote bei den Kindern. Ich komme argumentativ ausführlich darauf zurück im Kompass Teil II.

Die Herausforderung liegt nun bei den Eltern und Lehrern, dass Toleranz gelingt. Lehrer sind ja sowieso bereits sehr achtsam, dass egal in welchem Bereich keinerlei Ausgrenzung bei den Kindern stattfindet, sei es durch Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Körpergewicht, Sozialstand, Mobbing und Cybermobbing. Also werden sie sich auch beim Impfstatus bemühen.

Bevor ich auf Long-Covid eingehe, möchte ich noch die Altersgruppe der 12-16-Jährigen besprechen:

Die 12-16-Jährigen

In dieser Altersgruppe finden sich knapp 4 Millionen Jugendliche mit ca. 300.000 nachgewiesenen Corona-Infektionen in 22 Monaten und etwa 300 schweren Verläufen mit Krankenhausbehandlung, 10 Jugendliche sind an den Folgen der Corona-Infektion gestorben, ebenfalls in fast allen Fällen bei vorbestehenden Vorerkrankungen. D.H. auch hier haben mehr als 99% der Jugendlichen bis 16 Jahre mit ihrem Immunsystem das Corona-Virus symptomlos oder symptomarm bekämpfen können.

Die Impfungs-Studie für diese Altersgruppe für die Zulassung wurde mit der Erwachsenendosis durchgeführt. Es wurde aber im Wesentlichen untersucht, ob die Bildung von Antikörpern ähnlich effektiv wie bei den Erwachsenen stattfindet. Dies hat sich bestätigt.

Im Rahmen der großflächigen Impfungen der Gruppe der 12-16-Jährigen in den USA zeigte sich bei den älteren männlichen Jugendlichen von 16-19 Jahren eine in der Zahl zwar geringe, aber doch erhöhte Rate von Herzmuskelentzündungen. Da dies bei dem höher dosierten Impfstoff von Moderna noch häufiger auftrat, wurde dies vielfach als Dosierungsproblem aufgefasst und die Erwachsenen-Dosis bei der BionTech-Impfung bei den Jugendlichen von vielen Kinderärzten halbiert gegeben, bei Moderna gab es schließlich die Empfehlung der STIKO, den Moderna-Impfstoff zur Sicherheit nicht mehr bei Menschen unter 30 Jahren anzuwenden.

Die STIKO hatte in dieser Altersgruppe bei ihrer ersten Empfehlung, mitgeteilt, dass sie die Impfung nur für Jugendliche mit Vorerkrankungen empfiehlt. In der zweiten Empfehlung hat sie dann die Impfung für alle Jugendlichen dieser Altersgruppe empfohlen mit der Begründung, dass die Jugendlichen ohne Impfung psychosoziale Nachteile in der Gesellschaft erleiden würden. Diese Empfehlung ist allerdings bekanntermaßen unter massivem politischem Druck erfolgt und ist mit dem psychosozialen Argument nur gültig unter der aktuellen gesellschaftlichen Kommunikation und aktuellen politischen Strategie der Pandemie-Bekämpfung.

Die gute Hälfte der Eltern von Kindern dieser Altersgruppe sind bisher der Impfempfehlung gefolgt.

Da in mehr als 99% der Infektionsfälle in dieser Altersgruppe die Infektion symptomlos oder milde verlaufen ist, bleibt es in der Wissenschaft umstritten, ob der Nutzen der Impfung das Risiko schwer zu erkranken oder zu sterben, überwiegt. In den Medien und in Äußerungen von Politikern wird der überwiegende Nutzen allerdings als bereits erwiesen kommuniziert, was wissenschaftlich aber noch nicht nachgewiesen ist.

Maskenpflicht bei Kindern

Im Beginn einer Infektion mit hoher Keimzahl kann die Viruslast bei Kindern für eine kurze Zeit ähnlich hoch sein wie bei Erwachsenen, aufgrund der raschen Elimination wird das Virus aber nur wenig weiterverbreitet. Für die Kinder in Kita, Kindergarten und Grundschulen sind daher Masken entbehrlich und angesichts der Lernbedeutung emotionaler Gesichtsausdrücke in diesem Alter auch kontraindiziert. Bei guter Durchimpfung von Erziehern und Grundschullehrern ist es daher bei diesen Berufsgruppen ebenfalls sinnvoll und medizinisch vertretbar auf Masken zu verzichten, dies sollte aber individuell freigestellt sein.

Es gibt inzwischen auch Untersuchungen, die zeigen, dass Kinder die Emotionen eines maskierten Gegenübers recht gut herausfinden können aus der sogenannten Prosodie, den Variationen in der Stimme des Gegenübers. Dies ist aber für viele Kinder stressbehaftet und beeinträchtigt die motivationale Stimmung. Die Forscher mahnen insofern auch dringend weitere Forschung an.

Ein Grund das Maskentragen der Kinder bis 11 Jahre zu fordern, ergibt sich daraus nicht, da es medizinisch und epidemiologisch nicht erforderlich ist und für die Entwicklung der Kinder eher ungünstig ist.

Die Bundes- und Landesregierungen haben aktuell davon abweichende Anweisungen zur Maskenpflicht auch bei den jüngeren Schülern, also den 5-11-Jährigen gegeben, vermutlich mit Blick auf die Zunahme der Inzidenzen. Dies ist aufgrund der epidemiologisch wenig relevanten Bedeutung der Inzidenzen bei Kindern aus meiner Sicht nicht wirklich nachvollziehbar und ungünstig für die Kinder und sollte korrigiert werden.

Falls das Votum für Maskenpflicht in der Grundschule bleiben sollte, ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kinder keine FFP2-Masken tragen, sondern OP-Masken. Denn bei geringeren Lungenvolumen und weniger Atemkraft ist der Atemwiderstand bei FFP2-Masken in der Regel zu hoch.

Da bei den Jugendlichen die ACE2-Rezeptoren als Andockstellen für Coronaviren voll ausgebildet sind, ist es prinzipiell möglich, dass das Virus mehr in Zellen gelangt und sich dort vermehrt. Da die Geschwindigkeit der Virus-Abwehr und -Elimination in Nasen- und Rachenschleimhaut aber bei den Jugendlichen immer noch sehr hoch ist, kommt es nur äußerst selten vor, dass Jugendliche zu Superspreadern werden.

Zur Vorsicht macht es aber Sinn, dass in den weiterführenden Schulen die Jugendlichen und die Lehrer Masken tragen.

Isolation und Quarantäne bei Kindern

Da nach einer Ansteckung von Kindern die Plateau-Phase mit einer höheren Viruslast sehr kurz ist und die Virus-Elimination sehr rasch erfolgt, reicht bei positivem PCR-Test eine häusliche Isolierung eines infizierten symptomlosen Kindes von drei Tagen aus, damit andere Kinder vor Ansteckung sicher sind. Bei Jugendlichen sind vermutlich 5 Tage ausreichend und Lehrer sollten sich ebenfalls nach 5-tägiger Isolierung beginnend erneut testen.

Quarantäne für Kinder ist nur bei Kindern mit intensivem Direktkontakt zu dem PCR-positiv-getesteten Kind notwendig, weil Kinder aufgrund der raschen Viren-Inaktivierung andere seltener anstecken.

Insgesamt wird hier gute ruhige und aufmerksame Beobachtung Klarheit für eine eventuell notwendige Modifizierung der Intervalle ergeben.

Long-Covid

Wir kennen bei fast allen Virus-Erkrankungen verlängerte Krankheitszustände bei einigen Erkrankten, deutlich etwa bei der Influenza oder beim Pfeifferschen Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus). Die Zahlen dort wurden bei diesen Krankheiten bisher allerdings nicht systematisch erfasst, die Gesellschaft hat dies so hingenommen, bzw., weil dies in den Medien kaum kommuniziert wurde, war dies auch den meisten Menschen nicht bekannt.

Verlängerte Krankheitszustände bei und nach der SARS-CoV-2-Infektion gibt es, hier Long-Covid, teilweise auch Post-Covid genannt. Long-Covid wird auch bei Kindern beobachtet, aber auch hier gibt es bisher keine systematische Erfassung. Das liegt u.a. daran, dass es noch keine gesicherte Definition von Long-Covid gibt. Denn wir beobachten viele subjektiv geäußerte Beschwerden wie u.a. hochgradige Schlappheit, Kopf- und Körperschmerzen, depressive Symptome, Gedächtnis- und Konzentrations-Probleme, aber keine Laborwerte, Röntgen-Auffälligkeiten oder Scores standardisierter Tests.

Kinder mit diesen Symptomen kommen zum Arzt oder ins Krankenhaus, aber eine anerkannte wirksame Allgemeinbehandlung gibt es noch nicht. Allerdings zeigen psychosomatische Behandlungen, die sowohl körperliche als psychische Problemlagen integriert behandeln, in der Regel guten Erfolg. Die meisten Kinder, die diese Symptome eindeutig nach der Corona-Infektion entwickeln, sind nach etwa 3 Monaten wieder symptomfrei.

Es wird nun viel geforscht und es gibt weltweit schon einige Studien, die ganz unterschiedlich und so kaum vergleichbar sind. Nun hat die Uniklinik Dresden eine Studie veröffentlicht (nach dem ersten Lockdown im Juni 2020) und dabei auch Kinder und Jugendliche mit solchen Symptomen untersucht, und u.a. festgestellt, dass es genau dieselben Symptome sowohl bei Kindern mit nachgewiesener Corona-Infektion und bei Kindern ohne Hinweis auf eine solche Infektion gibt.

Dies haben wir bei den Aufnahmen von Kindern in unserer Kinder- und Jugend-Psychiatrie und -Psychosomatik in der Gezeiten Haus Klinik Schloss Eichholz in Wesseling ebenso festgestellt.

Wir hatten dabei beobachtet, dass es bei einigen Kinder solche Symptome und psychische Auffälligkeiten schon vor der Pandemie gab, dass sich die Zahl der Kinder aber in der Pandemie deutlich erhöht hat, und zwar unabhängig von dem Nachweis einer Corona-Infektion. Die meisten Kinder erzählen dabei, dass sie stark gelitten haben unter Ängsten um die Eltern und unter dem Lockdown, also ohne gute Kontakte zu anderen Kindern, Mitschülern und Lehrern und das diese Traurigkeit noch anhält. Auch das Familienleben sei irgendwie schwieriger geworden, besonders in der Enge kleiner Wohnungen.

Aktuell entwickeln einige Grundschulkinder neue Ängste, dass ihre Eltern erkranken können, ja dass sie die Eltern anstecken könnten, obwohl diese 2-mal geimpft sind – das haben sie in den Medien mitbekommen - und wollen in dieser Angst nun selbst die Kinderimpfung haben. Hier sind die Eltern mit den Kinderärzten gefragt, diese Ängste zu mindern.

Ursachen für Long-Covid und Lockdown-Folgen bei Kindern

Es kann nun sein, dass es verschiedene Ursachen für gleiche Symptome gibt, also z.B. die Ursache Infektion und oder die Ursache Lockdown. Da aber der Lockdown ja auch für die Kinder mit Infektion gegolten hat, könnten der Zusammenhang mit dem Lockdown überwiegen.

Wir wissen allerdings sicher, dass vor der Pandemie jedes vierte Kind psychisch/psychosomatisch auffällig war, und mittlerweile mindestens jedes dritte Kind. Vor der Pandemie auffällige Kinder konnten in der Pandemie nicht gut weiterbetreut oder weiterbehandelt werden, da nicht nur Ärzte seltener besucht wurden, sondern auch Freizeiteinrichtungen, Sozial- und Gemeinde-Arbeit, Schulalltag nicht mehr durchgehend offen waren und Familien, die Hilfe brauchten, nicht mehr besucht werden konnten. Und es sind weitere schon vorher gefährdete Kinder, die im Lockdown bzw. unter der Infektion Symptome entwickelt haben, hinzugekommen.

Wenn man dies alles beachtet, ist noch sehr unklar, was und in welchen Fällen es sich bei Kindern- und Jugendlichen um Long-Covid oder Lockdown-Folgen handelt oder auf der anderen Seite um davon abgrenzbare vorbestehende Depressionen und Traumafolgestörungen, die allerdings im Lockdown sich oft verschlechtert haben. Aber auch diese Kinder konnten sich natürlich noch mit Corona infizieren.

Bei der derzeitigen wissenschaftlichen Forschungslage, die eine klare Definition von Long-Covid bei Kindern noch nicht ermöglicht und insofern eine Aussage über die Häufigkeit noch nicht bestimmt werden kann, kann die Long-Covid-Problematik aktuell kein Argument für eine Corona-Impfung für die 5-11-Jährigen sein. Dies gilt ebenfalls für eine Diskussion um eine Impfpflicht ab 12 Jahre, für die Long-Covid als Argumentation herangezogen wird.

Um dies zu begründen, müssten wissenschaftliche Ergebnisse zu einer deutlich auffälligen Häufung von einem klar definierbaren Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen vorliegen. Daran wird aktuell intensiv geforscht, bisher noch ohne greifbare Ergebnisse.

Sicher und deutlich ist es für viele Ärzte allerdings, dass es Long-Covid wie bei anderen Viruserkrankungen auch gibt. Sollte sich herausstellen, dass es eine auffällige Häufung, nachweisbar infektionsabhängig, auch bei Kindern tatsächlich gibt, muss man natürlich die Impfung von Kindern als Schutz vor Long-Covid erneut prüfen. Aktuell wissen wir das nicht.

Anders stellt sich die Situation bei den Erwachsenen dar, hier gibt es natürlich auch primäre Lockdown-Folgen, aber es finden sich gemäß der deutschen S1-Leitlinie Long-Covid/Post-Covid klarere Kriterien für eben auch primär oder gekoppelte virusbezogene Langzeitfolgen. Dies können wir bei unseren Patienten, die wir wegen Long-Covid in unseren Gezeiten Haus Kliniken behandeln, bestätigen. Hierüber mehr im Kompass Teil II.

Langzeitfolgen einer mRNA-Impfung

Man muss mögliche Langzeitfolgen von Nebenwirkungen und später auftretende bzw. erst später auffällige ernste Folgen einer Impf-Wirkung unterscheiden. Nebenwirkungen kurz nach einer Impfung, die erst bei einer hohen Impfquote auffallen, gelten nicht als Spätfolgen.

Mögliche Langzeitfolge von Impfnebenwirkungen ist z.B. ein durch bei einer im zeitlichen Rahmen der Impfung auftretende Herzmuskelentzündung hervorgerufener Gewebeschaden am Herzen, der lange unbemerkt bleibt, aber nach einem längeren Intervall eine Herzinsuffizienz hervorruft oder fördert. Ob dies sich so entwickeln wird, läßt sich noch nicht sagen, ist aber prinzipiell denkbar.

Ein Beispiel einer später auffallenden Folgewirkung könnte eine Behinderung der angeborenen Immunantwort im Sinne einer Abschwächung sein, wenn bei einem gesunden Kind, das mit allen Infekten gut umgehen konnte vor der Impfung, im späteren Alter ständig Infekte auftreten und Differentialblutbild, Immunelektrophorese und Lymphozytendifferenzierung hier Schwächen nachweisen. Dämpfungen der Immunantwort bei Impfungen sind grundsätzlich als möglich bekannt, werden aber meist als eher günstig interpretiert, damit das Immunsystem bei besonders reagiblen Impflingen nicht überschießend reagiert. Sie können aber auch in einzelnen Fällen als Impfschaden interpretiert werden. Auch einzelnen Beobachtungen zu veränderten Immunreaktionen bei Pilzinfektionen sollte sorgfältig nachgegangen werden.

Bekannt ist ja auch das Auftreten von Narkolepsie nach der Schweinegrippe-Impfung mit Pandemrix® vor 11 Jahren, bei einem Erwachsenen war dies erst nach mehr als einem Jahr aufgetreten. Unter Narkolepsie leidende Patienten schlafen plötzlich und ohne erkennbaren Grund ein. Es handelt sich hierbei um gesicherte Diagnosen. Das Risiko war bei unter 20-Jährigen erhöht. Es belief sich damals auf 3,6 bis 6 zusätzliche Fälle pro 100.000 Kinder und Jugendliche als Impf-Spätfolge gegenüber der bekannten Häufigkeit von Narkolepsie in der Gesamt-Bevölkerung.

Insofern ist es für Menschen, die Sorgen vor solchen Spätfolgen haben, nicht hilfreich, wenn alle Virologen und Impfstoffentwickler betonen, dass es Spätfolgen nicht gibt. Es stimmt, dass die allermeisten Impffolgen in den ersten Wochen, den ersten 2 Monaten auftreten. Dies ist bei den verschiedensten Impfstoffen so gewesen.

Diese tatsächlich umfassende Erfahrung auf dem Gebiet der Impfungen wird nun auf die neuen mRNA-Impfstoffe übertragen, meist mit dem Hinweis, dass mRNA-Stoffe schon lange bekannt und gut erforscht seien.

Tatsächlich kennt man die mRNA-Technologie schon seit etwa 20 Jahren, aber sie war bisher keine große Erfolgsgeschichte, in einzelnen Fällen besonders zur Krebsbehandlung eingesetzt und ist vor Corona nie bei vielen Personen angewendet worden. Die Erfahrungen in dieser Technologie waren zur Impfstoffentwicklung natürlich sehr hilfreich, aber dass so wirksame und gut verträgliche Impfstoffe dabei herauskommen, konnte niemand erwarten.

Für die Impfung von Kindern ist aber auch immer im Auge zu behalten, dass das Immunsystem sich natürlich auch in der Entwicklung befindet, also weiter wache Beobachtung in der Forschung braucht.

Die Sorge um Veränderungen im Erbgut nach einer mRNA-Impfung

Es ist großartig, dass bei den Millionen-fach verimpften Impfstoffen nun tatsächlich so wenig Nebenwirkungen beobachtet wurden, aber eine Prognose, dass es auch keinerlei oder kaum Spätfolgen zeitigen wird, konnte und kann an sich niemand fundiert geben, da die Phase-III der Entwicklung ja nach der Teleskop-Idee in die anderen Phasen zeitlich eingeschoben war. Nun übersehen wir ein Jahr der Verimpfung und gewinnen zunehmend an Sicherheit, dass Spätfolgen immer unwahrscheinlicher werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es hier Erbgut-Veränderungen geben kann, ist äußerst gering. Was wissen wir darüber?

mRNA-Impfstoffe sollen im Zellplasma nach ihrer Vorlage das Spike-Protein produzieren, dieses Eiweiß erscheint dann an der Zelloberfläche, die Zelle wird so als infiziert erkannt und vernichtet. Die einsträngigen mRNA-Stränge gelangen aber nicht in den Zellkern, dafür müssten sie in eine zweisträngige DNA-umgeschrieben werden, die Form, in der unser Erbgut im Zellkern vorliegt.

Hierfür würden spezielle Enzyme gebraucht, die weder beim Menschen vorliegen, noch mit der mRNA des Impfstoffes mitgeliefert werden. Es gibt aber tatsächlich bei Infektionen mit Hepatitis B-Viren und Retroviren wie HIV solche Enzyme, u.a. die sogenannte Reverse Transkriptase, die eine mRNA in DNA umschreiben können. Sollte dann z.B. bei HIV-Patienten der mRNA-Strang vom Impfstoff so als DNA in den Zellkern gelangen, würde Folgendes passieren: Diese neue DNA würde wirksam werden wieder über eine mRNA, die wieder ins Zell-Plasma kommt und dann ein Spike-Protein produziert, das an die Zelloberfläche gelangt als Hinweis auf Infizierung und die ganze Zelle dann vom Immunsystem vernichtet wird. Etwaige, sehr unwahrscheinliche Schäden an der Erbsubstanz dieser Zelle wären insofern unerheblich, weil diese Zelle dies gar nicht überlebt. Dies könnte, insbesondere in Gebieten, in denen z.B. HIV häufig ist, öfter passieren, aber angesichts der nachfolgenden Zellvernichtung doch wieder ohne Bedeutung bleiben.

Corona-Virus-Bruchstücke, die durch sogenannte Zellkernporen, in den Zellkern gelangen könnten, wie experimentelle Arbeiten nahelegen, können sich dort aber nicht vermehren und werden rasch abgebaut.

Es spricht also alles dafür, dass mRNA keine Erbgutschäden anrichten kann, aber diese beiden Hinweise zeigen, dass sehr selten, glücklicherweise ohne gefährliche Folgen, doch prinzipiell Impf-mRNA und seine Bruchstücke in der vorbeschriebenen Weise Kontakt mit dem Zellkern haben können.

Die Möglichkeit von Spätfolgen bei einer neuen Impf-Technologie gänzlich zu verneinen und Menschen, die sich noch darüber sorgen für dumm oder aufklärungsbedürftig zu erklären, ist insofern aber anmaßend und wissenschaftlich nicht unterfüttert.

Informationen zum Impfschutz bei der Delta- und Omikron-Variante

Bei Kindern besteht, wie gesagt eine gute angeborene Immunabwehr gegen SARS-CoV-2 und bei vielen eine Kreuzimmunität durch andere durchgemachte Corona-Infektionen. Eine Impfung, die auf das Wildvirus abgestimmt und studiert wurde, kann zusätzlich einen Antikörper-Spiegel gegen das Spike-Protein ausbilden als weiteren Schutzwall, sollte die angeborene Immunität die Viren nicht ausreichend bekämpft haben, was aber sehr selten ist. Insofern bleibt die angeborene Immunität auch nach der Impfung die entscheidende Kraft, die zusätzlichen Antikörper werden meist nicht benötigt.

Werden die neutralisierenden Antikörper im Rahmen einer Infektion doch noch gebraucht, kommt es darauf an, wie lange sie bei Kindern in hoher Zahl vorhanden sind und wie stark sie auch bei den Varianten wirksam neutralisieren. Dies ist alles bei Kindern noch wenig und noch nicht in großer Zahl von infizierten Kindern untersucht, weil die meisten Infektionen ja ohne Symptome oder mild verlaufen.

Einfach zusammengestellt:

  • Die angeborene Immunität bekämpft die Corona-Viren auf der Schleimhaut sofort und macht sie in kürzester Zeit unschädlich, so dass Kinder, aber auch Jugendliche weder lange infektiös sind, noch schwere Verläufe haben. Das wird alles zusammen effektiv erledigt. Dies gilt auch für die Delta-Variante und mit großer Wahrscheinlichkeit auch für die Omikron-Variante, so dass viel dafür spricht, dass es für Kinder und Jugendliche ohne Vorerkrankungen keiner speziellen neuen Impfstoffe bedarf. Dies wird sich in den nächsten Monaten klären.
  • Neutralisierende Antikörper, die sich infolge einer Infektion oder Impfung gebildet haben, blockieren das Virus rasch, so dass sie nicht an die ACE2-Rezeptoren andocken und sich vermehren können. Hierfür ist eine ausreichend hohe Zahl der Antikörper notwendig. Diese Reaktion senkt also das Risiko, sich zu infizieren und andere anzustecken. Diese Antikörperproduktion zeigte sich bei Kindern und Jugendlichen auch nach einer Impfung mit hoher Wirksamkeit gegen das Wildvirus und die Alpha-Variante, noch gut für die Delta-Variante und bisher unbekannt, aber sehr wahrscheinlich auch für die Omikron-Variante.
  • Bei den Erwachsenen hat man gesehen, dass sich die Zahl der Antikörper nach 2-facher Impfung über die Zeit doch abschwächt, und zwar in höherem Alter schneller, besonders schnell bei der Delta-Variante (im Schnitt fünf Monate bei den unter 60-Jährigen, 3 Monate bei den Älteren). Bei Kindern wissen wir noch nicht, ob und in welcher Zeit sich die Zahl der Antikörper abschwächen.
  • Die Zahl der Antikörper lässt sich dann bei Erwachsenen mit einer dritten Impfung (Boostern) wieder deutlich erhöhen. Die Antikörperantwort ist beim Boostern nun offensichtlich breiter, so als wollte das Immunsystem nun sichergehen, dass alle Viren erfasst werden, und erfasst sowohl die Delta-Variante gut als durchaus auch die Omikron-Variante, wie aktuelle erste Untersuchungen aus der Charité hinweisend zeigen. Wie lange dieser Effekt anhält, kann natürlich noch nicht klar sein.
  • Bei Kindern, die ja äußerst selten am Corona-Virus erkranken, ist mit dem Begriff Wirksamkeit bei der Impfung die Bildung ausreichender Antikörper gemeint, die bei der angeborenen Immunabwehr aber ja meist gar nicht zum Einsatz kommen müssen.
  • Die ebenfalls durch Impfung entstehende spezielle T-Zell-Reaktion bereitet weitere Faktoren zur Bekämpfung des Virus für den Fall erneuter späterer Ansteckung vor und wenn dann die Antikörper z.B. durch zu geringe Zahl die Viren nicht mehr ausreichend blockieren sollten, kommt die T-Zell-Immunität auf den Plan und kann so effektiv in der Regel schwere Verläufe verhindern. Dies kommt wie gesagt bei Kindern und Jugendlichen aber selten zum Einsatz, da die angeborene Immunität so kraftvoll und wirksam ist.

 

Die Impfung mit dem BionTech-Impfstoff bei Kindern ab 5 Jahren und Jugendlichen ab 12 Jahren ist also im individuellen Nutzen gegen das Risiko schwerer Erkrankung und Folgeschäden bei Infektion für ein Kind abzuwägen.

Eine auffällige Auswirkung von Infektionen im Kinder- und Jugend-Alter auf die epidemiologische Lage findet nicht statt, wie alle Studien international hierzu und auch in Deutschland zeigen. Kinder sind also keine Pandemietreiber. Daher dürfen Kinder-Inzidenzen auch nicht als Argument für eine als notwendig angesehene Impfquote genutzt werden.

Hohe Kinder-Inzidenzen haben im Übrigen nirgendwo in Europa zu aus den Kinderpopulationen heraus sich entwickelnden Mutationen geführt. Insofern muss hier eine streng individuelle Abwägung mit Beratung durch Kinderärzte stattfinden.

Weiterhin dürfen aufgrund der sehr seltenen Ausprägung schwerer Verläufe im Kindes- und Jugendlichen-Alter keine Einschränkungen von Alltags-Begegnungen und -Bewegungen stattfinden, also keine Schulschließungen, freier Zugang zu Sportmöglichkeiten, offene Jugend-Einrichtungen usw.

Eltern, Erzieher, Lehrer und Betreuer mit Sorge, dass sie von Kindern angesteckt werden könnten, sollten sich impfen lassen, wenn Ihnen das Risiko eigener Erkrankung zu groß erscheint. Hinweisen möchte ich aber schon hier, dass das Risiko von Menschen unter 50 Jahren ohne Vorerkrankungen einen schweren Verlauf unter Corona-Infektion zu haben, gering ist, auch wenn es als individuelle, emotional sehr beeindruckende Erfahrung im eigenen Umfeld auftreten kann bzw. in besonderer medialer Präsentation fälschlich als gehäuft oder sogar als inzwischen als normale Häufigkeit erscheint.

Das ist aber nicht der Fall, das Risiko von Erwachsenen unter 50 Jahren an Corona schwer zu erkranken liegt bei unter 1 %, das Sterberisiko weit darunter.

Long Covid-Entwicklung bei Erwachsenen wird bei etwa 4 Millionen Infektionsfällen (mit Dunkelziffer vermutlich mehr als 6 Millionen) in der Gruppe der 18-59-Jährigen in 22 Monaten der Pandemie mit sehr unterschiedlichen Zahlen in den Studien angegeben, zwischen unter 2 und 13%, also zwischen 100.000 und 800.000 Fällen bei etwa gut 40 Millionen Menschen dieser Altersgruppe. In den meisten Fällen war die Symptomatik innerhalb von 3 Monaten ausgeheilt. Auch bei den Menschen, bei denen es länger dauerte, handelte es sich meistens um ein Überdauern von Symptomen in geringerer Schwere. Die Zahl der Menschen mit schwerer langanhaltender Symptomatik, die wir und andere im Krankenhaus behandeln, ist deutlich geringer.

Long Covid ist für diese Fälle aber sehr ernst zu nehmen, u.a. psychosomatische Behandlungen erweisen sich dabei aber als gut wirksam, die Forschungs-bemühungen und die Erfahrungen aus den Behandlungen werden hier weitere Klarheit in definitorischer Abgrenzung zu anderen Erkrankungen und Diagnostik von Long Covid bringen und verbesserte individuelle Behandlungs-Settings in den Therapien. Nähere Informationen können sich Interessierte auch unter www.gezeitenhaus.de anschauen.

Long Covid-Verläufe werden durch Impfung in der Regel verhindert, sofern keine Durchbruchsinfektion stattfindet. Sinnvolle präventive Massnahmen, die schwere Verläufe und Long Covid bei Ungeimpften abschwächen oder verhindern, werden sich in den nächsten Monaten sicherlich ebenfalls herauskristallisieren.

Hierzu werden vermutlich gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung, Achtsamkeitspraktiken wie Qigong, Meditation, Yoga, ausreichend Schlaf und gutes eigenes Stress-Management gehören. Die starke Wirkung speziell der Achtsamkeitspraktiken auf die Vitalität des Immunsystems ist insbesondere auch durch Forschungen des MIT (Massachusetts Institut of Technology) gemeinsam mit der Harvard-Universität, USA, öffentlich gemacht worden. Hierüber haben wir in den Gezeiten Haus Kliniken ebenfalls jahrzehntelange Erfahrung.

Insofern wird jeder für sich eine durchaus realistische, individuelle  Risikoabschätzung  auch durch Lebensstil und Lebenspflege gestalten können.

Kontakt von Enkeln zu Großeltern

Bei dem Kontakt der Enkelkinder zu ihren Großeltern ist zu unterscheiden, ob die Großeltern in den Alltag der Kinder eingebunden sind. Dann ist im Falle guter Gesundheit der Großeltern anzunehmen, dass ihr Immunsystem durch die Enkel in einem aktivierten Zustand gehalten wird, so dass sie auch in ihrem Alter viele Viren ausreichend gut bekämpfen können. Die Kinder sollten sich ebenso wie die Großeltern aber konsequent testen, egal ob die Kinder oder Großeltern geimpft oder ungeimpft sind.

Bei Großeltern, die vielleicht nur 2 oder 3 mal im Jahr besucht werden, ist sehr darauf zu achten, dass die Kinder nicht verschnupft oder fiebrig sind. Dann sollte der Besuch verschoben werden. In jedem Falle sollten sich alle Beteiligten vor dem Besuch testen.

Bei Großeltern mit Vorerkrankungen, die nicht geimpft werden können und im gemeinsamen Haushalt oder großer Alltags-Nähe zu den Enkeln leben, gilt die STIKO-Empfehlung: Dann sollten die Kinder geimpft werden.

Eine Impfung der Großeltern, insbesondere bei Vorerkrankungen, kann für den Kontakt Entlastung bringen, allerdings muss durch eine Blutuntersuchung ausgeschlossen werden, dass sie Non-Responder sind, also möglicherweise keine oder nur wenig Antikörperbildung nach der Impfung stattgefunden hat. Ebenfalls sollte beachtet werden, dass eine 2-malige Impfung offensichtlich bei der Delta-Variante im höheren Alter nur etwa drei Monate ausreichend Schutz vor Infektion bietet. Das Boostern hat dann allerdings auch bei älteren Menschen eine sehr gute Anregung einer breiten Antikörperbildung zur Folge, die sich auch auf die Delta-Variante und nach derzeitigem Forschungsstand vermutlich auch auf die Omikron-Variante erstreckt. Wie lange eine Boosterwirkung bei älteren Menschen anhält ist noch nicht bekannt.

Angesichts der hohen Bedeutung dieses Generationen-Kontakts für die allgemeine Gesundheit der Alten und der Entwicklung der Kinder sollte dieser Kontakt unbedingt, aber getestet, stattfinden und möglichst nicht aus Angst unterbleiben. Mit diesen Hinweisen ist die Begegnung der Großeltern mit den Enkelkindern im Allgemeinen gut zu händeln.

Was wir von der Omikron-Variante wissen

In Großbritannien und Dänemark ist die Omikron-Variante bereits dominant. Die Inzidenzen steigen stark an, eine Zunahme von Sterbefällen wurde bisher nicht beobachtet. Die Gesundheitssysteme wurden bisher nicht überlastet. Das deutet einen milderen Verlauf bei Infektion mit Omikron an. Ob dies nur für bereits Geimpfte gilt oder auch bei Ungeimpften milder verläuft, ist noch nicht ersichtlich. Laborexperimente geben Hinweise auf eine gute Wirkung der dritten Impfung, also des Boosterns, mit mRNA-Impfstoffen. Für andere Impfstoffe wird dies erst noch geprüft. Dies muss sich aber auch außerhalb des Labors als im Alltag wirksam zeigen.

Sollte sich die Omikron-Variante aber doch als gefährlicher herausstellen, müssen Empfehlungen für Impfungen, Medikamente und Kontaktverhalten sowohl für Kinder als auch Erwachsene für Familie, Schule und Alltag natürlich überprüft und angepasst werden. Dies werde ich für diesen Kompass Teil I dann gegebenenfalls als Update im Rahmen des Teil II im Februar 2022 machen. Darin werde ich auch das Thema der in die Diskussion gekommenen Impfpflicht, gerade im Hinblick auf die Omikron-Variante, mit erörtern.

Fazit

Eltern können nicht so viel falsch machen, ob sie ihre Kinder nun impfen lassen oder nicht.

Eine hervorragender, individueller Nutzen der Impfung im Kindesalter ist aufgrund der sehr seltenen schweren Verläufe und Komplikationen und bei der im allgemeinen sehr vitalen angeborenen Immunabwehr bei Kindern nicht unbedingt gegeben, die Impfung aber nach dem bisherigen Stand der Forschung auch gut verträglich. Insofern ist die aktuelle STIKO-Empfehlung für die 5-11-Jährigen eine gute Leitschnur.

Ein Verzweifeln von Eltern bei einem späten Impftermin für ihr Kind infolge des aktuell großen Andrangs ist insofern nicht nötig und sollte nicht als Angst auf die Kinder übergehen. Abwarten ist in diesem Sinne für Eltern also ebenfalls eine verantwortungsvolle Option.

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