15. Zur Homöopathie

von Dr. med. Manfred Nelting

Ich möchte hier nicht näher auf das übliche Für und Wider der Diskussion eingehen. Ich hatte als Sohn eines Physikers und gutem eigenen physikalischen Wissen zur Homöopathie guten Abstand gehalten. Ich sah aber meine Frau und ihre kleine Tochter, als wir uns kennenlernten, in sehr guter gesundheitlicher Verfassung bei konsequenter homöopathischer Behandlung im Krankheitsfall. Das hat mich zur Beschäftigung mit der Homöopathie gebracht.

Homöopathie in der ärztlichen Praxis

Ich möchte hier erzählen, dass ich 7 Jahre lang eine homöopathische ärztliche Praxis betrieben habe, das ist nun schon fast vierzig Jahre her.

Meine Patienten waren in Bezug auf das Alter, soziale Stellung, Krankheitsspektrum usw. vergleichbar mit anderen Allgemeinpraxen. Homöopathische Behandlung heißt übrigens nicht ,leichte Krankheiten behandelt man homöopathisch, schwere nicht‘ sondern man schaut, ob eine homöopathische Behandlung nach dem Verständnis des Patienten und der Erkrankung angezeigt, passend und in Verantwortung durchgeführt werden kann. Dies gilt für akute und chronische Krankheiten gleichermaßen.

Man muss aber z.B. bei einem hochfieberhaften Effekt nach der Gabe eines homöopathischen Mittels darauf achten, ob es auch innerhalb einiger Stunden wirkt, man muss dann den Betreffenden, insbesondere auch die Kinder z.B. zwei- bis dreimal am Tag abhören, ggf. auch mit Hausbesuch. So kann man erfolgreich viele Krankheiten behandeln.

Wenn eine erwartete Wirkung nicht eintritt, schaut man, inwieweit man den „Fall“ bzw. den Patienten richtig verstanden hat und wenn man etwas neu versteht, gibt man das neu angepasste Mittel und das wirkt dann meist. Sonst wählt man andere Behandlungsmethoden. Diese Gabe eines anderen homöopathischen Mittels, wenn das erste Mittel nicht gewirkt hat, mit dann doch folgender Wirkung ist auch ein Hinweis, dass es sich hier nicht allein um Zuwendung, einen reinen Placebo-Effekt oder einfach Psychotherapie handelt.

Man muss allerdings in der Medizin sehr gut ausgebildet sein und mit Homöopathie täglich behandeln, um gute Behandlungsergebnisse zu erzielen und die Patienten keiner Gefahr auszusetzen, also anders zu handeln, wenn die Wirkung ausbleibt. Das gilt aber genauso für chemische Mittel. Dann hat man gegenüber der gehäuften Gabe von chemischen Medikamenten auch den Vorteil, dass die Patienten von doch vielen Nebenwirkungen verschont bleiben.

Unser Wissen über die Medikamenten-Wirkungen

Übrigens, die Homöopathie wird oft als Erfahrungsheilkunde bezeichnet, das ist sie auch wie letztlich jede Medizin. Es ist gar nicht bekannt, dass die Gabe der heutigen modernen Medikamente ebenfalls im Wesentlichen Erfahrungsheilkunde ist. Prof. Gustav Dobos von der Universität Essen hat dies genauer untersucht und kam vor Jahren zu dem Ergebnis, dass von weniger als einem Drittel der bei uns angewandten Medikamente genau bekannt ist, wie sie eigentlich im Körper wirken. Meist sind es Vermutungen aus Ergebnissen in vitro, also aus dem Reagenzglas.

Über die Wechselwirkungen von zwei Medikamenten gibt es schon einige Erfahrungen, die in die Beipackzettel eingeflossen sind. Bei drei oder mehr Medikamenten weiß niemand so richtig Bescheid, aber das ist ja mittlerweile Normalität bei insbesondere den älteren und chronisch kranken Patienten.

Insofern hat die Homöopathie, richtig und verantwortungsvoll angewendet, hier offensichtlich eine Schutzfunktion. In den sieben Jahren hatte ich sehr zufriedene, junge und alte Patienten, sie blieben in meiner Behandlung und wechselten die Praxis nicht, ich hatte keine erhöhte Rate an Krankenhauseinweisungen oder Sterbefällen, ich konnte teilweise sehr kranke Kinder, die wegen Virus-Infekten ständig mit Antibiotika behandelt wurden, bei mir mit homöopathischer Behandlung in einer sehr schönen Gesundheitsentwicklung aufwachsen sehen. Schon damals war mir im Übrigen klar, dass diese nichtindizierte gehäufte Antibiotika-Gabe zur Resistenz-Entwicklung bei vielen Keimen führen könnte.

Man kann also offensichtlich, wie mein Beispiel zeigt, über viele Jahre eine homöopathische Allgemeinpraxis betreiben ohne Gefahren, vielmehr mit sehr guten Gesundheits-Ergebnissen. Dies ist für mich eines der vielleicht stärksten Argumente für die Homöopathie.

Viele Patienten wollen eine homöopathische Behandlung

Etwa zweidrittel aller Patienten in Deutschland fragen nach homöopathischer Behandlung, ich sah das in meiner Praxis bestätigt. Viele Patienten kamen aber heimlich zu mir, wollten nicht, dass andere das merken. Sie schauten sich sozusagen um, ob sie keiner sieht und dann trafen sie im Wartezimmer genau auf die Leute, die es nicht wissen sollten. Naja, nach einiger Zeit wussten eben viele, dass man zu mir mit gutem Erfolg in Richtung zunehmenden Gesundseins gehen konnte.

Wenn sie aber Patienten von anderen Ärzten waren, hatte ich sie gebeten, das mit ihren Ärzten auch zu besprechen, gerade auch wenn ich Vorschläge hatte, die schulmedizinische Medikation zu ändern. Denn ich hatte auch ein gutes Wissen über chemische Medikamente und weiß, dass sie in einigen Fällen, Situationen und Krankheiten ein Segen sein können. Aber meine Erfahrung ist, dass zumindest ich sie nicht oft brauchte, um gute Medizin zu machen, besonders auch bei Kindern und älteren Menschen.

Homöopathische Behandlung senkt Medikamenten-Kosten

Hier kann ich sagen, dass wir mit nur etwa einem Zehntel der Medikamente zurechtkämen, wenn wir die gesamte Palette der menschlichen Behandlungsmöglichkeiten ausschöpfen würden. Das bedeutet im Übrigen ein Einsparungspotential an Medikamenten-Kosten in Deutschland von gut 30 Milliarden € pro Jahr, wie ich es vor einigen Jahren einmal ausgerechnet habe.  

Die Pharmalobby hat aktuell noch die Macht, eine solche kostengünstige Entwicklung zu verhindern, aber dauerhaft wird ihr das nicht gelingen, da das Gesundsein und -bleiben für Menschen immer wichtiger wird.

Seitdem haben sich diese Kosten ja noch weiter verteuert, noch zusätzlich dadurch, dass viele Medikamenten-Reste ins Abwasser wandern, das dann teuer aufbereitet werden muss oder ggf. auch gesundheitliche Folgen für die Gemeinschaft mit sich bringt.

Homöopathie im klinischen Kontext

In unseren Kliniken haben wir ja eine multimodale Behandlung, d.h. eine Behandlung mit einem Team verschiedener Therapeuten als Begegnungsmedizin. In einer solchen Behandlung könnte man die Wirkung eines homöopathischen Mittels nicht sauber erfassen bzw. als sichere Wirkung des Mittels einordnen, daher arbeiten wir hier nur bei akuten Zwischenerkrankungen, wie einer Erkältung, sofern passend mit homöopathischen Mitteln.

Für die Zeit nach der Entlassung habe ich dann in meiner aktiven Zeit als Arzt vielen meiner Patienten eine ambulante homöopathische Behandlung angeraten, wenn es zum Geschehen und dem Patienten passte.

Philosophisches

Ich bin also ein Verfechter der Homöopathie, eingebettet in den psychosomatischen Merksatz von Prof. Thure von Uexküll „Es gibt nicht das a Priori Richtige, das, was passt, wird zum Richtigen.“ Damit meinte er die Herstellung einer Beziehung auf einer zu beiden passenden Ebene.

Im Grunde ist die Arzt-Patient-Beziehung auch ein Expertengespräch, der Patient ist der Themenexperte, der Arzt der Experte für den medizinisch/therapeutischen Prozess. Die beiden tauschen sich aus bis sie beide vertrauensvoll voneinander wissen.

So sagt Kierkegaard, der Arzt müsse sich im Beginn der Behandlung demütig unter den Patienten stellen, da dieser alles über sich weiß und der Arzt nichts. Schließlich kann der Arzt dann einen guten Dienst tun. In ähnlicher Weise sagt Martin Buber, dass man die Welt am DU erfährt und lernt. In diesem Sinne ist „Das passende Tun“ zum Leitsatz für unsere Gezeiten Haus Kliniken geworden.

Ob wir die Wirkweise der Homöopathie eines Tages erfassen oder es bleibend nicht vollständig erfassen können, wird sich zeigen. Das Leben ist ein offener Prozess, wie die Quantenfeldtheorie uns lehrt und das Wissen kann insofern auch wissenschaftlich nie vollständig und erschöpfend sein. Insofern ist diese Unschärfe, auch wenn sie bleiben müsste, auch wissenschaftstheoretisch kein Grund, die Homöopathie abzulehnen.

Politisches

Die Offensive vom ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach und anderen gegen die Homöopathie beruht aus meiner Sicht auf einer cartesianisch verengten, oberflächlichen und Profitinteressen dienenden Weltsicht.

Das Narrativ, dass Homöopathie wirkungslos sei, darüber hinaus aber gefährlich aufgrund der möglichen Vernachlässigung aus schulmedizinischer Sicht notwendiger systemkonformer Behandlung, zeigt die völlige Unkenntnis auf diesem Gebiet und dient der Vertreibung der Homöopathie aus dem Krankenversicherungs-System, u.a. mit dem Argument der Kosten-Einsparung (!?). Es geht hier nicht wirklich um gute Behandlung von Patienten.

Dieses die Öffentlichkeit manipulierende Narrativ negiert die Verantwortlichkeit homöopathischer Behandler auf unerhörte Weise, aber eine solche Einschränkung der Behandlungsfreiheit der Ärzte ist natürlich nicht verhandelbar in der Demokratie, allenfalls die Einschränkung der Erstattungsfähigkeit auf dem Boden eines systemimmanenten Lobbyismus.

Politisch gesehen ist dies eben wohl eher Pharmalobbyismus, zum Anderen Ablenkung vom desaströsen Zustand unseres recht menschenfernen verwaltungslastigen Gesundheitssystems. Aber darüber habe ich andernorts ausführlich geschrieben (siehe meine Veröffentlichungen auf dieser Internetseite von neltings-welt.de).

Homöopathie braucht gute medizinische Ausbildung

Natürlich gilt, wie für alles medizinisches Handeln, dass die Wirksamkeit auf dem Weg zur Heilung oder des Gesundwerdens erfüllt sein muss, also auch für die Homöopathie gute Ausbildung in der Homöopathie und der Allgemein-Medizin Voraussetzung für ein ethisch akzeptables Behandeln ist.

Dabei gilt für jegliche Behandlung immer auch, den Patienten derart zu begleiten, dass er seine Krisen und Herausforderungen ggf. mit professioneller medizinischer Unterstützung, aber im lebendigen Zentrum natürlich mit seinen ihm innewohnenden Heilkräften wirksam meistern kann.

Stand der wissenschaftlichen Erforschung - Empfehlung

Den Stand einer wissenschaftlichen Erforschung und der Erforschungs-Möglichkeiten der Homöopathie finden Sie sehr gut in der Zeitschrift Info3 vom April 2024 als Titelthema, ich verweise dabei insbesondere auf den Artikel von Prof. Harald Walach „Keine Studien? Von wegen!“. Harald Walach habe ich auf dem internationalen QiGong-Kongress in Basel im Jahr 2000 einmal kennengelernt und schätze ihn sehr als Mensch und als Forscher und Autor in der Homöopathie, Quantenphysik und Philosophie.

Info3-Verlag: www.info3.de

              

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